das Vorhaben der Shell, zukünftig Kraftstoffe auch über die Schiene zu transportieren, hat bei vielen Bürgerinnen und Bürgern, insbesondere entlang der Bahnstrecke in Wesseling, große Besorgnis ausgelöst. Dadurch kommen nämlich auf die Anwohner zusätzliche Lärmimmissionen zu. Acht Kesselwagenzüge täglich, Hin- und Rückfahrt eingerechnet, von einer Länge bis zu 450 Metern, sollen von 6 bis 22 Uhr vom Werk über Berzdorf nach Köln fahren.
Bei der Anhörung im Rheinforum durch die Bezirksregierung kritisierten viele Bürgerinnen und Bürger insbesondere, dass diese Fahrten auch sonn- und feiertags durchgeführt werden sollen.
Ich kann diese Befürchtungen gut verstehen. Direkt nachdem die Pläne der Shell vorgestellt wurden, habe ich auf diese Problematik hingewiesen und gefordert, dass es hier noch Verbesserungen im Interesse der Menschen geben muss. Allerdings ist die Stadt nicht die zuständige Genehmigungsbehörde, sondern die Bezirksregierung. Und die Shell hat einen Anspruch darauf, die bestehende Bahnstrecke für ihre Zwecke zu nutzen.
Dementsprechend schwierig waren die Verhandlungen mit der Shell. Ich konnte erreichen, dass die Fahrtgeschwindigkeit der Züge im Stadtgebiet Wesseling auf maximal 40 km/h begrenzt wird. Zudem hat mir das Unternehmen zugesichert, dass ausschließlich Eisenbahnkesselwagen mit sogenannten "leisen Laufsohlen" und "Flüsterbremsen" zum Einsatz kommen. Die genutzten Bahngleise im Stadtgebiet sind in Abstimmung mit dem Netzbetreiber HGK besonders zu kontrollieren und zu pflegen. Durch dieses schriftlich vereinbarte Maßnahmenpaket ergibt sich insgesamt eine gute Reduzierung der ursprünglich errechneten Lärmwerte.
Ein komplexer Verhandlungspunkt war auch der Betrieb der Kesselwagen an Sonn- und Feiertagen. In der Vereinbarung mit der Shell konnte ich die Zusage bekommen, dass es keine Zugfahrten an den bundeseinheitlichen Feiertagen gibt. An den Sonntagen wird die Zahl der Fahrten auf maximal die Hälfte der genehmigten acht Fahrten reduziert. Auch dies ist im Sinne der Bürgerinnen und Bürger ein erheblicher Fortschritt im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen der Shell.
Natürlich wäre auch mir ein totales Fahrverbot am Sonntag lieber. Dies war aus betriebswirtschaftlichen Gründen für das Unternehmen nicht akzeptabel. Die Stadt hat keine Möglichkeit, diese Forderung durchzusetzen.
Auch in Zukunft will ich ein gutes Miteinander mit unseren Industrieunternehmen. Das setzt aber auch voraus, dass die Industrie – und besonders in diesem Falle die Shell – auch die Bürgerinnen und Bürger, die in dieser Stadt leben, in ihre Planungen mit einbezieht, die Bedenken und Sorgen der Menschen gebührend berücksichtigt und ihrer Mitverantwortung für den Standort Wesseling bewusst ist.
Wesseling ist ein guter Standort zum Arbeiten, aber eben auch zum Wohnen. Und für beides werde ich mich auch in Zukunft weiterhin einsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Erwin Esser
Bürgermeister