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Stadt Wesseling

02.04.2012: Verleihung Ehrenring der Stadt Wesseling

Freitag, 30. März, 16 Uhr, Rathaus

Ansprache von Bürgermeister Hans-Peter Haupt

Mit dem Ehrenring der Stadt Wesseling wurde Bernhard Hadel, 1. Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Wesseling, von Bürgermeister Hans-Peter Haupt in den Ruhestand verabschiedet.

Sehr geehrter Herr Hadel,

liebe Kolleginnen und Kollegen des Rates,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

im Zeitraum von Januar bis März 1966 wurde ein Regierungsinspektoranwärter der Bezirksregierung Lüneburg der Stadt Burgdorf zur Ausbildung zugewiesen, und zwar den Bereichen Finanzabteilung, Bauverwaltung und Steuerabteilung. In diesem Zeitraum musste auch eine Hausarbeit erstellt werden, zum Thema „Der Aufbau und die Bedeutung des Haushalts der Gemeinden“. 36 Seiten umfasste die Arbeit, natürlich damals noch mit der Hand geschrieben.

In der Beurteilung der Kreisstadt Burgdorf an den Regierungspräsidenten ist zu lesen: „Die gefertigte Arbeit zeugt von dem Fleiß und dem Interesse, das für die Aufgaben in der Kommunalverwaltung aufgebracht wird. Sie ist mit gut zu beurteilen.

Das war 1966. Heute – 46 Jahre später – schließt sich irgendwie der Kreis. Denn dieser Regierungsinspektoranwärter war Bernhard Hadel. Der Haushalt der Gemeinden hat sein berufliches Leben geprägt, insbesondere in den letzten Jahrzehnten in Wesseling. Vor einem Monat – am 26. Februar – feierte er seinen 65. Geburtstag; mit dem morgigen Tag – dem 31. März – geht er in einen wohlverdienten Ruhestand.

In Lüneburg 1947 geboren, besuchte er die Volks- und anschließend die Mittelschule, die er 1963 mit der Mittleren Reife verließ. Er begann als Verwaltungspraktikant bei der Bezirksregierung Lüneburg, Und schon 1964 stellte der Leiter der Hauptabteilung der Stadt Dannnenberg an der Elbe in einem sogenannten Befähigungsbericht für die Bezirksregierung fest: „Hadel besitzt ein ausgeprägtes Pflichtgefühl und ist stets arbeitsbereit. Er ist in der Lage, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden; er arbeitet selbständig, macht sich über die ihm übertragenden Arbeiten eigene Gedanken und fasst seine Entscheidung.“

Soweit aus der damaligen Beurteilung zitiert; der Verwaltungspraktikant Hadel war damals 17 Jahre jung.

So überrascht es nicht, dass er im März 1965 zum Regierungsinspektor-Anwärter ernannt wurde. Und das Versorgungsdezernat des Regierungspräsidenten urteilte bereits im Oktober 1965 in einem Befähigungsbericht: „Bei Fortsetzung des gezeigten Eifers verspricht er, ein arbeitsamer Beamter zu werden“.

Festzuhalten ist: 1965 gab es einen Oberregierungsrat in Lüneburg mit einer erstaunlichen Weitsicht.

1968 wird Bernhard Hadel zum Regierungsinspektor ernannt, 1969 gibt es eine dienstliche Beurteilung von ihm, verfasst von einem Oberregierungsrat Heller. Ich zitiere:

„Auffallend ist seine Auffassungsgabe. Es ist immer wieder überraschend, wie schnell Hadel nicht nur schwierige Rechtsfälle, z. B. des Gewerberechts, sondern auch wirtschaftliche Probleme in ihrem wesentlichen Kern erfasst. Seine Schriftsätze und sein mündlicher Vortrag sind stilistisch einwandfrei. Er ist ein überdurchschnittlich begabter Mann. Über allem müssen aber der Fleiß und die Zuverlässigkeit gelobt werden.“

Ein Urteil aus dem Jahre 1969 – damals war er 22 Jahre jung.

Im April 1971 reichte Bernhard Hadel dann eine Bewerbung bei der - zu diesem Zeitpunkt noch – Gemeinde Wesseling ein. Persönliche Gründe waren für den Wechsel ins Rheinland ausschlaggebend. Bereits im Mai stimmte der Rat einstimmig der Einstellung zu; Bernhard Hadel wurde stellvertretender Amtsleiter des Hauptamtes und Abteilungsleiter der Haupt- und Beschaffungsabteilung.

Die Eingemeindung nach Köln brachte auch den Wechsel zur Stadt Köln, doch dies schien ihm nicht gefallen zu haben. Zum 1. Juni 1976 wechselte er zum Kölner Studentenwerk, als Leiter der Abteilung Ausbildungsförderung. Gleichzeitig wurde er auch politisch tätig. Bereits 1975 hatte er für die Sozialdemokraten für den Landtag kandidiert, er war Juso-Vorsitzender in Wesseling und später auch Ortsvereinsvorsitzender.

Und er war seit 1976 Wesselinger Ratsmitglied.

Bernhard Hadel wurde dann  Fraktionsvorsitzender seiner Partei nach der Kommunalwahl 1979.

1982 musste die Verwaltungsspitze neu besetzt werden; am 1. Juni 1982 wählte der Rat Bernhard Hadel mit 34 Ja- und drei Nein-Stimmen zum Beigeordneten.

1987 erfolgte zusätzlich die Bestellung zum Kämmerer. 1990, 1998 und 2006 wurde Bernhard Hadel jeweils wiedergewählt, 1999 erfolgte auch noch die Bestellung zum allgemeinen Vertreter des hauptamtlichen Bürgermeisters.

Fast 30 Jahre Beigeordneter der Stadt Wesseling, fast 25 Jahre Kämmerer dieser Stadt – alleine das sind beeindruckende Zahlen.

Es sind Jahres des Wirkens, Jahre des Erfolgs. Und natürlich gab es auch Niederlagen.

Lieber Herr Hadel,

Sie haben mit großem Einsatz für das Wohl von Wesseling gearbeitet.

Kommunalpolitische Arbeit war Ihr Leben. Sie wollten etwas gestalten und auf die Entwicklung unserer Stadt Einfluss nehmen. Sie waren bis zum heutigen Tag bei politischen Debatten und Diskussionen in Ihrem Element. Sie hatten immer Freude daran, etwas zu planen und umzusetzen.

Das hat – wie wir alle wissen – viel Kraft gekostet. Ihr Arbeitsalltag hat Ihnen immer viel abgefordert.

Wir alle kennen das Zitat von John F. Kennedy, das dieser – zu seiner Amtseinführung 1961 - als Leitziel seiner Arbeit verkündete: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst“.

Lieber Herr Hadel,

Sie haben nie gefragt, was Wesseling für Sie tun kann, sondern was Sie für Wesseling tun können.

Vielfältige Verpflichtungen und Aufgaben haben Sie übernommen und wahrgenommen - z. B. im Aufsichtsrat bzw. der Gesellschafterversammlung der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft, im Zweckverband Kommunale Datenverarbeitungszentrale Rhein-Erft-Rur – seit 2004 sogar als stellvertretender Verbandsvorsteher, im Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel, als Verbandsvorsteher des Zweckverbandes Volkshochschule Rhein-Erft, als Vorsitzender des Ausschusses für Jugend, Gesundheit und Soziales des Städte- und Gemeindebundes NRW; als Mitglied und seit 2004 als Vorsitzender des Bezirksverbandes Köln des Fachverbands der Kämmerer in Nordrhein-Westfalen.

Seit 1986 sind Sie Schatzmeister der Kreis-SPD, Mitbegründer und seit 1994 Vorsitzender des Vereins „Lichtblick – Wesselinger Selbsthilfe gegen Arbeitslosigkeit und Schatzmeister der Arbeiterwohlfahrt im Regionalverband Rhein-Erft-Euskirchen.

Diese Aufzählung ist nicht vollständig, kann nicht vollständig sein. Dies würde den Rahmen dieser Sondersitzung sprengen. Es zeigt ein erfülltes Arbeitsleben, es zeigt Ihr Engagement für Wesseling, für die Menschen, für die Bürgerinnen und Bürger in Wesseling und in der Region.

Sie haben viele Auszeichnungen bekommen; ich glaube, für Sie persönlich war die Deutsche Feuerwehr-Ehrenmedaille, die höchste Auszeichnung, die der Deutsche Feuerwehrverband an Zivilisten vergibt, wohl die wichtigste. Denn die Feuerwehr lag Ihnen in den 30 Jahren als zuständiger Beigeordneter für das Feuerwehr- und Rettungswesen immer ganz besonders am Herzen.

Ich zitiere aus der Begründung des Deutschen Feuerwehrverbandes:

„Herr Hadel ist seit 1982 als Beigeordneter auch Feuerschutzdezernent der Stadt am Rhein. Er ist zudem Leiter des Stabes für außergewöhnliche Ereignisse, Als solcher hat er seine große Kompetenz bei Hochwassereinsätzen 1993 und 1995, bei Vorbereitungen einer möglichen Gefahrenabwehr zum Jahrtausendwechsel sowie bei einem Bombenfund im Rhein, bei dem 2.500 Menschen evakuiert werden mussten, unter Beweis gestellt“.

Lieber Herr Hadel,

zu Recht haben Sie diese hohe Auszeichnung bekommen.

Wichtig war Ihnen immer der Kontakt mit den Menschen vor Ort. Kommunalpolitisches Handeln war nach Ihrem Verständnis nichts Abgehobenes, sondern für die Menschen bestimmt. „Bürgernah“, so haben Sie einst gesagt, ist eine Verwaltung nur dann, wenn für sie die Arbeit für den Bürger im Mittelpunkt steht und „verwalten“ nicht Selbstzweck ist.

Eine Aussage von Ihnen, lieber Hadel, die auch heute noch Gültigkeit hat, obwohl sie aus dem Jahre 1978, aus Ihrer Zeit als Fraktionsvorsitzender der SPD stammt.

Sie sind keinem Gespräch mit dem Bürger, keiner Diskussion aus dem Weg gegangen. Auch bei schwierigen oder strittigen Entscheidungen, und vor allem bei unpopulären Entscheidungen, bei höheren Steuern oder Gebühren zum Beispiel, die ein Kämmerer logischerweise zu vertreten hat, suchten sie das Gespräch, haben die Grundlagen für die Entscheidungen vermittelt und sind dabei, wie Sie selbst sagten, dann auch bei den Bürgerinnen und Bürgern auf Verständnis gestoßen.

Sie haben immer in Verwaltung und Rat für Ihre Ziele geworben und Überzeugungsarbeit geleistet. Sie haben nach Kompromissen gesucht, die für alle annehmbar sind, und waren immer offen für die Argumente der anderen Seite. Und wenn Ihnen die Zeit gekommen schien, haben Sie auch auf eine Entscheidung gedrängt.

Die Finanzlage der Stadt produziert seit über drei Jahren leider nur noch negative Schlagzeilen. Strukturelles Defizit – Haushaltssicherungskonzept – Nothaushalt, keine Besserung in Sicht: Wahrlich keine einfache Zeiten für einen Kämmerer.

Aber das war auch einmal anders. Sie, Herr Hadel, hatten in ihrer Amtszeit das Glück, auch Schlagzeilen zu produzieren, positive Schlagzeilen, die bundesweit durch den Blätterwald gingen.

Ende 1995: Wesseling senkt die Steuerhebesätze: Gewerbe- und Grundsteuer:

Und so waren die Schlagzeilen: Das Glück des Tüchtigen!

IHK sieht Wesseling als Vorreiter!

Der Bund der Steuerzahler schrieb in seiner bundesweiten Zeitschrift: „Wesseling in NRW ist die erste und bisher auch einzige Kommune, die ihre Steuersätze gesenkt hat. Es wäre zu wünschen, dass sie nicht die einzige bleibt“.

Viele Kommunen in Deutschland wurden so auf Wesseling aufmerksam: Senkung von Steuern, niedrige Schulden, neue Wege aus der Finanzkrise mit Mindestausstattung der Fachbereiche, mit Leitentscheidungen, mit der Bildung von Sondervermögen. Viele Kommunen fragten in Wesseling um Rat und auch die Presse griff dies auf:

Der Bonner General-Anzeiger schrieb „Das Wunder von Wesseling“, die Heilbrunner Stimme“: Steuern und Schulden in Rekordzeit gesenkt“ und die Welt am Sonntag betitelte die Wesselinger Erfolgsgeschichte mit der Überschrift: „Wenn Touristen nach Wesseling reisen – wollen sie ihre Finanzprobleme lösen“.

Es wäre natürlich noch schöner, wenn dies aktuelle Schlagzeilen wären.

Aber welcher Kämmerer in Deutschland kann von sich behaupten, in seiner Amtszeit solche Schlagzeilen produziert zu haben?

War es Schicksal oder Fügung, dass Sie schon in Ihrer Ausbildung in Lüneburg Arbeiten zum Haushalt der Kommunen erstellen mussten?

Es gäbe noch manches zu erzählen, aber Sie wissen, dass heute Abend noch ein Empfang – der SPD-Wesseling – für unseren 1. Beigeordneten und Kämmerer Bernhard Hadel stattfindet.

Ihnen, lieber Hadel,

möchte ich im Namen der Stadt Wesseling, aber auch ganz persönlich, danken für all das, was Sie für Wesseling geleistet haben. Sie können mit Freude und Stolz auf Ihre erfolgreichen Jahre zurückblicken.

Und ganz herzlich möchte ich Ihnen auch für Ihre Hilfe und Unterstützung danken, als ich 1999 zum Bürgermeister gewählt wurde und die Leitung der Verwaltung übernommen habe. Ich konnte immer und jederzeit auf Ihre Erfahrungen, auf Ihr enormes Fachwissen, auf Ihre loyale Unterstützung, zurückgreifen. Dies hat mir den Einstieg sehr erleichtert. Es war eine gute, gemeinsame Zeit, auf die ich mit Respekt, Anerkennung und mit Dankbarkeit zurückschaue.

Sie werden jetzt mehr Zeit für Ihr Privatleben haben. Und ich bin sicher, Sie werden nicht über Langeweile zu klagen haben, wenn Sie ab Montag nicht mehr ins Rathaus müssen.

Ich wünsche Ihnen und natürlich Ihrer Frau, dass sich die Hoffnungen, die Sie mit der neuen Lebensphase verbinden, erfüllen.

Der Rat der Stadt Wesseling hat am vergangenen Dienstag beschlossen, den Ehrenring der Stadt Wesseling an Herrn Bernhard Hadel zu verleihen. Der Ehrenring wird für große Leistungen für das Ansehen und die Entwicklung der Stadt auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem oder sozialem Gebiet verliehen.

Die Entscheidung des Rates war einstimmig.

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