Ein europaweites Netzwerk, das Daten über Patienten mit einer Dysmelie (Fehlbildung) und anderen seltenen Krankheiten enthält, soll Ärzten bei der speziellen Behandlung dieser Menschen helfen. Eine Initiative aus England, Schweden und Deutschland stellte das geplante Projekt sowohl im Berliner Gesundheitsministerium als auch in Wesseling vor.
Insbesondere die Opfer des Schlafmittels Contergan kennen die Probleme: Wenn sie zum Arzt gehen, ist der meist erst einmal ratlos. Ihm fehlen Erfahrungen mit dem Krankheitsbild und Vergleichsmöglichkeiten. In England ist eine Patientin fast gestorben, weil die Ärzte bei einer Operation die ungewöhnlich verlaufende Arterie getroffen hatten. Viele Conterganopfer nutzen ihre Füße wie Hände. Mit den Auswirkungen dieses Alltags auf den Rücken und physiotherapeutisch angebrachten Maßnahmen haben nur wenige Ärzte Erfahrung.
Und die Zeit drängt. Viele Ärzte, die Erfahrungen mit Contergan-Opfern hatten, verlassen nun den Dienst. Ihre Kenntnisse, aber auch die vorliegenden Erkenntnisse zu den einzelnen Patienten sollen in die Fachdatenbank einfließen, auf die dann jeder Arzt zukünftig bei einer Behandlung dieser Menschen zurückgreifen kann. "Auch für Gruppierungen mit anderen Behinderungen, zum Beispiel für Blinde, könnte ein solches Netzwerk sinnvoll sein", erklärte Monika Eisenberg, selbst Contergan-Opfer und Mitarbeiterin der Stadt Wesseling. Zusammen mit den Vertretern aus Schweden und England stellte sie das Projekt – kurz EDRIC – genannt – Bürgermeister Günter Ditgens und Verwaltungsdirektor Martin Schmitz vor. Beide lobten die Initiative und sagten ihre weitere Unterstützung zu.