Inhalt anspringen

Stadt Wesseling

09.06.2008: KUHGESICHTERSTIERGESICHTER - Ausstellung von Linde Ross

Unter dem Titel "KUHGESICHTERSTIERGESICHTER" präsentiert Linde Ross vom 8. Juni bis 6. Juli in der Scheunen-Galerie, Schwingeler Weg 44, ihre Arbeiten und konzentriert sich dabei auf die faszinierend individuelle Ausdruckskraft der Köpfe und Gesichter verschiedener Rinderrassen.

Länger schon schaut Linde Ross den Rindern ins Gesicht, indem sie sie zeichnet, fotografiert, malt. In einer ersten Annäherung an das Thema ist 1993 ein Triptychon (Farbstudien) entstanden, dessen Grundlage eine frei abstrahierte Zeichnung ist. 1998 nahm sie das Thema mit drei kleinformatigen Entwürfen (Öl und Acryl a. Lwd., 45 x 30 cm) wieder auf, auch interpretierbar als Auseinandersetzung mit den damaligen BSE-Skandalen. Der eigentliche Zugriff auf das Thema geschah dann 2001, während zeitgleich über die Verankerung des Tierschutzgedankens im Grundgesetz diskutiert wurde. Bei Linde Ross geht es, wie auch in der öffentlichen Diskussion, um die Diskrepanz zwischen dem wirtschaftlichen Faktor Rind einerseits und der Würde dieser Tiere als Individuen der Schöpfung andererseits. Denn in der Regel werden Rinderrassen nach wirtschaftlichen Kriterien beurteilt und gezüchtet. Linde Ross kontrastiert in ihren Bildern die uns allen hinlänglich bekannten, gleichwohl unreflektierten Verwertbarkeitskriterien der Rinderrassen als Massenprodukt, mit der faszinierenden individuellen Ausdruckskraft ihrer Köpfe und Gesichter.

Im Jahr 2001 hat die Künstlerin in kleinformatigen stilisierten Zeichnungen erstmals das herausgearbeitet, was sie als die "Architektur eines Rindergesichtes" bezeichnet. Das gelingt ihr durch Rückführung der vielfältigen Konturen der einzelnen Gesichter auf eine durch horizontale und vertikale Linien akzentuierte Abbildung. Die geometrischen Flächen und rechten Winkel, die dabei entstehen, symbolisieren die Statik des Knochengerüstes und den Ausdruckscharakter des Tiergesichtes. Unterschiedliche geometrische Aufteilungen führen so zu einer Deutung individueller Gesichts- und Kopfmerkmale des Kuh- oder Stierindividuums, das ihr "Modell gestanden" hat. So wird das pauschale Signal "Kuh" mit den damit verbundenen Assoziationen zerstört und durch das Signal "Individuum" ersetzt. Die Zeichnungen, zunächst rein graphische Analysen, erscheinen als wiederkehrendes Stilmerkmal in allen Bildern - auf Papier, auf Holz, auf Nessel - als Konstante. Die farbliche Ausprägung des zeichnerisch vorgegebenen Rasters stellt die zweite Ebene der Interpretation dar, die dem architektonischen Liniengerüst Fülle verleiht. Der Betrachter wird so in die Lage versetzt, von der Oberfläche in die Tiefe zu blicken - oder umgekehrt - gleichzeitig analytisch und synthetisch auf einen Blick.

In den Malereien sind mehr oder weniger bewegte Wolkenhintergründe die Projektionsfläche für die statischen Gesichterformen und für die farblichen Setzungen. "Momentaufnahmen" von Wolkenformationen geben den Bildern räumliche Tiefe und emotionale Ferne. Das Schweben der in den großen Formaten etwa lebensgroßen stilisierten Gesichter vor dem dynamischen Hintergrund verleiht den Bildern etwas Unwirkliches und Magisches, wenn auch dieser Eindruck durch die formale Strenge der Komposition und des Bildaufbaus etwas gebrochen wird. Das Bild gerät zur Schnittstelle zwischen Realebene und Symbolebene, wenn die Dynamik der Wolkenformationen mit der Statik der Gesichterformen und dem Ereignis der Farbsetzungen kombiniert wird. Wenn die Künstlerin über ihre Bilder als letzte Schicht Rechtecke und Quadrate farbig lasiert, dann ist das nicht nur ein Spiel mit dem Format, dann hat das etwas mit Bändigung zu tun. Sie bändigt damit nicht nur Himmel und Rind, sondern auch die gemalte Fläche auf der Leinwand. Das Gewicht, das Linde Ross dem Thema beimisst, entspricht der Bedeutung, die BOS TAURUS für das Überleben von HOMO SAPIENS hat, und das seit archaischen Zeiten.

Die Ausstellung ist bis zum 6. Juli 2008 zu folgenden Zeiten zu besichtigen: Dienstags bis samstags von 15.00 bis 18.00 Uhr sowie sonn- und feiertags von 14.00 bis 17.00 Uhr.

Erläuterungen und Hinweise

Diese Seite teilen (externe Anbieter)

Auf dieser Seite verwenden wir aktuell ausschließlich technisch notwendige Cookies. Zur statistischen Auswertung wird das Webanalysetool Matomo eingesetzt. Dieser anonymen Auswertung können Sie auf der Seite „Datenschutz“ unter dem Stichwort „Matomo Webanalyse“ widersprechen.

Datenschutz (Öffnet in einem neuen Tab)